Ice Fishing
Die Weite. Die Kälte. Die Unendlichkeit. Und ihm zu Füssen ein Loch: Meterdick, durch die Eisdecke auf dem gefrorenen Silsersee. Vor 15 Jahren brachte Antonio Walther das Eisfischen auf den schönsten aller Engadiner Seen.
Fang des Tages
Der Wirt, der am Seeufer mit dem «Murtaröl» das beste Fischrestaurant des Engadins betreibt, sitzt zwischen Januar und März 30 bis 40 Tage auf dem gefrorenen Bergsee. Mitten in der Natur, auf 1796 Meter über Meer, Wind und Wetter ausgesetzt und bereit für ein Abenteuer, das man sein Leben lang nicht mehr vergisst.
Vor sich ein selbst gebohrtes Loch, Eisrute oder Handangel, Schnur und Haken – und dann: Warten. Warten. Warten. Und immer noch Warten. Die Geduldsprobe seines Lebens, eine Meditation der eigenen Art – bis dass der Fisch den Köder schnappt.
Ein Geduldsspiel
Gefangen werden grosse Namaycush, amerikanischen Seesaiblinge, die bis zu 20 Jahre alt und einen Meter lang werden – eine Rarität, die gut zum Erleben der eigenen Achtsamkeit passt. Pro Tag dürfen nur 30 Eisfischer auf den Silsersee; pro Saison werden nur etwas mehr als 100 Fische gefangen – ein Held also, wer solch ein Wirbeltier aus dem bis zu 71 Meter tiefen Wasser unter dem Eisloch zieht!
Doch Antonio sagt: «Egal, ob ein Namaycush anbeisst oder nicht: Das Glück überkommt mich jedesmal. Für mich ist nicht der Fang entscheidend, sondern das befriedigende Gefühl, das mich nach einem Tag Eisfischen erfüllt: Ich fühle mich jedes Mal wie neu geboren.»