Die anhaltende Faszination des Kulm-Eisfelds
Von
David Minoretti
Heute ist Wintersport fast gleichbedeutend mit Skifahren. Doch in den frühen Jahrzehnten des Wintertourismus in St. Moritz stand das Eisfeld im Mittelpunkt. Von den Pioniertagen des alpinen Reisens über die Olympischen Spiele bis zur kulturellen Wiederbelebung von heute spiegelt das Eisfeld vor dem Kulm Country Club die Entwicklung des Wintersports.
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts prägt das Kulm Hotel St. Moritz den Geist des Winters in den Alpen. Johannes Badrutts Versprechen von 1864, dass der Winter in St. Moritz genauso wundervoll sei wie der Sommer, wurde zum Funken, der den alpinen Wintertourismus in seiner heutigen Form entzündete.
Mit dem Aufschwung des Wintertourismus entwickelte sich der 1906 erbaute Kulm Country Club ganz selbstverständlich zum gesellschaftlichen Zentrum von St. Moritz. Das grosse Eisfeld wurde rasch zum beliebten Treffpunkt, wo Gäste übers Eis glitten, zusammenkamen und die klare Engadiner Luft genossen. Damals übte das Eis eine besondere Faszination aus: Beinahe jedes Hotel verfügte über eine eigene Bahn. 1913 zählte St. Moritz allein 18 Eisfelder. Eine kleine Kapelle spielte für die Eisläuferinnen und Eisläufer, während heitere Vergnügungen wie «Ice Gymkhanas» vom «Outdoor Amusement Committee» des Kulm Hotels organisiert wurden. Sportlich ambitionierte Gäste nutzten die Flächen für Bandy, den Vorläufer des Eishockeys. Sogar eine Art Schlitten mit Segel wurde gebaut, um über das Eis zu gleiten. Schottische Besucher brachten das Curling nach St. Moritz und damit erstmals auf den europäischen Kontinent.
Erst mit dem Bau der Bergbahnen – etwa der Chantarella-Bahn 1913 – rückte das Skifahren endgültig zum dominierenden Wintersport auf.
Eine Bühne der olympischen Geschichte
Das Eisfeld war jedoch weit mehr als ein Ort der Unterhaltung. 1928 und nochmals 1948 wurde sie Teil der Olympischen Winterspiele und diente als Austragungsort von Wettkämpfen und als Schauplatz von Siegerehrungen. Kunstläuferinnen, Hockeyteams und Eisschnellläufer traten hier an, während Zuschauerinnen und Zuschauer die Tribünen rund um den Club füllten. Nur wenige Orte in den Alpen können einen so direkten Bezug zu den Ursprüngen des Wintersports vorweisen.
Wiederentdecktes Erbe
Nach Jahrzehnten voller glorreicher Momente trat der Kulm Country Club in eine ruhigere Phase ein, bevor er 2016 unter der Leitung von Lord Norman Foster sorgfältig restauriert wurde. Die Sanierung respektierte die ursprüngliche Architektur und öffnete das Gebäude zugleich für eine neue Ära von Events, Gastronomie und kulturellem Leben. Mit der Wiedereröffnung im Jahr 2017 gewann der Club rasch seinen Platz als einer der charaktervollsten Veranstaltungsorte von St. Moritz zurück, so fand die Zeremonien der FIS Alpine World Ski Championships 2017 auf dem Gelände statt.
Winter 2025/26: Ein kultureller Höhepunkt
Diesen Winter beginnt ein neues Kapitel. Mit dem Pink Mirror Carousel von Carsten Höller knüpft der Kulm Country Club an seine Wurzeln als fröhlichster Treffpunkt von St. Moritz an. Die Installation bringt Leichtigkeit, Farbe und Zeit zum Staunen und Reflektieren. Dabei greift die Installation das spielerische Erbe des Ortes auf.
Das Eisfeld, auf dem einst olympische Athletinnen und Athleten auftraten, wird erneut zum Ort, an dem man zusammenkommt und die Magie des Winters feiert. Ob beim Schlittschuhlaufen unter dem sanften Licht des Karussells oder beim Beobachten des lebendigen Geschehens: Gäste entdecken jene besondere Atmosphäre wieder, die das Kulm Hotel einst zum ursprünglichen Wintersalon von St. Moritz machte.
Über den Autor
David Minoretti ist der Brand PR Manager des Kulm Hotels. Diese Saison wird er nicht darum herumkommen, die Schlittschuhe anzuziehen und den Weg übers Eis auf sich zu nehmen, um auf dem «Pink Mirror Carousel» mitzufahren.